English version after the jump!
Was geht ab?
Letztes Mal hatte ich euch erzählt welche Geschichte ich als Graphic Novel umsetzen will. Momentan versuche ich dafür einen Zeichenstil zu finden der mir passend erscheint. Was gar nicht so einfach ist. Normalerweise ist mein Zeichenstil sehr manga-esk, mit Einflüssen von klassischen amerikanischen Superheldencomics. Aber hauptsächlich irgendwie sehr Manga. Germanga. Was ein Unwort.
Bevor ich hier ewig schwafel dachte ich mir ich liste einfach mal die zehn wichtigsten Einflüsse meines kreativen Geistes auf, chronologisch. Weil, Listen sind super. Jeder liebt Listen. Liebt Ihr keine Listen? Dann liebt Ihr wohl auch Jesus nicht? Und kleine Kätzchen? Schande!
10 Künstler/ Comics die Sam beeinflusst haben:
1) Italienische/ europäische Disneycomics der 90er
Eigentlich sind 1) und 2) relativ zeitgleich auf mich eingestürmt, meiner Jugend war aber wohl geschuldet das mich damals die Abenteuer von Micky Maus und Donald Duck erstmal mehr beeindruckten als die eher langsamen und ernsten Comics meines Vaters.
Ich hab Comics bereits gelesen als ich noch nicht lesen konnte und habe immer noch einen großen Schwung Lustige Taschenbücher auf der Toilette stehen, und meinen Don Rosa im Schrank. Früher mochte eher die Geschichten rund um Micky und Goofy (besonders Indiana Goof), heute sind es eher die Entengeschichten von Don Rosa und Carl Barks (also den Amerikanern) die ich immer noch gerne lese. In Deutschland wurden allerdings in den meisten Publikationen schwerpunktmässig die Geschichten des italienischen Ehapaverlags veröffentlicht, so das ihr Einfluss auf mich enorm war. Stundenlang hab ich die Sachen abgezeichnet oder später selbst interpretiert.
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© Bruno Sarda/ Ehapa |
2) Frankobelgische Comics der 70er
Mein Vater hatte eine große Sammlung des ZACK-Magazins, einer Comicanthologie, die vornehmlich in den 70ern und 80ern in Deutschland erfolgreich war, dann lange verschwand, heute aber seine Ecke gefunden hat und wieder monatlich erscheint. Das ZACK war mein erster Berührungspunkt mit der frankobelgischen Comickultur und ich las mit Freuden von den Abenteuern von
Michael Vailant, Blueberry, Lucky Luke, Cupidus und so vielen mehr. Besonders in den Western und Thrillern der Zeit ging es durchaus schonmal härter zur Sache, eine ganz neue Erfahrung für mich. Bis heute bin ich großer Fan der
Blueberrys aus der Moebius-Zeit.
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© Moebius/ Ehapa |
3) Amerikanische Superheldencomics der 80er
Marvelcomics wurden in Deutschland früher gerne in Taschenbuch-sammelbänden herausgebracht. Und wenn ich davon eins auf dem Flohmarkt entdeckte war meine Geldbörse schnell leer. Taschengeldzeiten halt. Die Comics aus der Zeit waren zeichnerisch teilweise schon sehr beeindruckend und detailiert, einzig die Coloration konnte noch nicht mithalten. Besonders gemocht hab ich natürlich
Spiderman, definitiv einer der coolsten Typen die aus Marvels Ideenkiste gesprungen sind. Allerdings fing in dieser Zeit etwas an mich an Comics zu stören und ich las mehr Bücher, mir fehlte die gewisse Dynamik in Storytelling und Bewegungsabläufen, ich weiß nicht ob ich das hier adequat ausgedrückt kriege, aber etwas fehlte mir. Bis ich Manga entdeckte.
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© Marvel |
4) Yoshiyuki Sadamoto
In einer lauschigen Winternacht guckte ich zum ersten Mal einen Anime im Nachtpgrogramm. Natürlich hatte ich vorher bereits Kontakt zu Serien wie
Dragonball, Sailor Moon, Monster Rancher und co., aber so wirklich geschehen war es um mich in dem Moment als ich das erste Mal
Neon Genesis Evangelion
sah. Neben der spannenden bis abstrakten Story und den coolen Mechas war es vor allem das Charakterdesign von Yoshiyuki Sadamoto dass mich seit dem an das Medium Anime und besonders Manga band. Als ich mir den ersten Band von
NGE kaufte war es vorbei. Nach kurzer Eingewöhnung was die Leserichtung anging konnte mich kein Comic, sei es amerikanischer oder europäischer Herkunft mehr so fesseln wie es Manga taten. Das schlug sich dann natürlich auch in meinem eigenen Zeichenstil nieder, und noch immer sagt man mir man könne Sadamoto raussehen.
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© Yoshiyuki Sadamoto/ Carlsen |
5) Akira Toriyama
Nachdem ich Manga für mich entdeckte hab ich erstmal alles gelesen was ich in meine Finger bekam, egal ob Shonen, Shojo, Seinen, whatever. In einer Zeit in der man nur sehr schwerlich an Scanlations kam und auch das legale Angebot durch Taschengeld und das Sortiment der lokalen Buchhandlung eher eingeschränkt war gabs alles was halt grad rumlag. So dann auch Dragonballbände. Und da
Dragonball Z damals noch nicht in Deutschland gelaufen war war mir der ganze Kosmos nach Picolos Niederlage absolut neu. Und fesselnd. Selten habe ich eine Reihe von 42 Bänden so schnell verschlungen wie diese, als ich einen Freund fand der sie alle besaß. In der Zeit kombinierte ich Mädels die aussahen wie Rei Ayanami aus
NGE mit Muskelprotzen die direkt aus Dragonball hätten stammen können.
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© Akira Toriyama/ Shueisha |
6) Naruto/ Bleach/ JUMP
Dann kam mit der
BANZAI! Deutschlands erstes Mangamagazin heraus, angelehnt an den japanischen
SHONEN JUMP. Der Titel der meine Aufmerksamkeit am meisten fesselte war
Naruto.
Naruto ist natürlich einer dieser Titel von denen man inzwischen halten kann was man will, aber damals war er wirklich erfrischend und neu, ein aussergewöhnlicher Zeichenstil und großartige Actionsequenzen gepaart mit extrem coolen Charakteren. Zumindest für den fünfzehnjährigen Jungen der ich damals war. Als dann
Bleach durch die Umsetzung als Anime und später auch in der Printausgabe hier in Deutschland ankam war ich beeindruckt dass tatsächlich jemand noch coolere Charaktere mit noch mehr Style erschaffen konnte, und auch wenn Bleach auf der Länge viel an Atem verloren hat ist es immer noch einer der durchgestyletesten (ist das überhaupt ein Wort?) Manga die ich kenne. Höchstens ein
Air Gear kam dem noch nahe.
Ein JUMPmanga der mich ebenfalls sehr beeinflusste war
Death Note, mit seinem krassen, realistischen Stil und absolut storygetriebenen Handlung.
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©Masashi Kishimoto/ Shueisha |
9) BECK
Tokyopop ging in Deutschland an den Start und eine Serie erschien in Deutschland die mich menschlich mehr beeinflusste als alle Comics zuvor.
BECK von Harold Sakuishi, ein Manga über ein paar Jungs die eine Rockband gründen und versuchen ihren Weg zu gehen. Spontan kaufte ich mir erst eine Gitarre, später einen Bass, begründete eine Band, besorgte mir die selben Sneaker wie die Hauptfigur, hörte die gleiche Musik wie Harold Sakuishi. Dieser Manga hat mich unheimlich geprägt. Leider ist er in der westlichen Welt sehr erfolglos geblieben, weder in Deutschland noch Amerika wurde die Serie abgeschlossen.
Sollte ich jemals einen Comicverlag gründen wäre das die erste Serie die ich ins Programm nehmen würde, auch wenn ich damit nicht einen Euro verdienen würde. Fanboymodus on!
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©Harold Sakuishi/ Kodansha Japan |
8) Moderne amerikanische Comics
Irgendwann stand ich vor dem Regal mit den deutschen Marvelausgaben und entdeckte
House of M. Der Zeichner und die Qualität der Farben bliesen mich aus den Schuhen. Ich war schwer beeindruckt und erlaubte mir nach langen Jahren der Ignoranz wieder einen Blick auf den amerikanischen Markt zu werden. 20 Jahre machen ganz schön was aus. Großartige Künstler zeigten ihr Können und neben Reihen wie
Spiderman und
Thor sammeln sich auch so manche Veröffentlichung von Vertigo und anderen kleineren Verlagen in meinem Regal. Speziell die Werke von Olivier Coipel, Leinil Francis Yu und Sean Murphy sind hierbei hängen geblieben.
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© Olivier Coipel/ Marvel |
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9) Webcomics a la Flix/ Questionable Content
Wie ich früher mal erwähnt habe habe ich mich ja bereits mal mehr oder weniger erfolgreich als Webcartoonist versucht. Allerdings ist dieses regelmässige Arbeiten für mich immer schwer umzusetzen. Meine Reallifearbeit frisst einfach einen großen Teil jeglicher Zeit, und wenn man dann noch sowas wie ein Sozialleben anstrebt...
Besonders Flix schreibt mir mit seinen
Heldentagen immer direkt aus der Seele, als würde er in meinen Kopf gucken und dann seine Comics schreiben. Nur das ich natürlich nicht so großartig schreiben kann. Oder zeichnen. Anyway. Eine absolute Empfehlung für jeden der gerne regelmässig kleine Dosen Wahrheit verträgt, unterhaltsam serviert.
Questionable Content ist einfach lustig, schafft es aber auch immer wieder wundervolle kleine Momente voller Emotionen zu erschaffen.
QC zeigt auch sehr anschaulich wie sehr sich der Zeichenstil eines Künstlers im Laufe von fast einem Jahrzent ändern kann.
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©Flix/ Carlsen |
10) Graphic Novels a la Brian Lee o'Malley/ Craig Thompson/ Arne Bellstorf
Wenn man älter wird sucht man in Comics nicht nur nach Unterhaltung, sondern auch nach der Wahrheit. Oder einfach nach Geschichten die etwas bedeuten.
Scott Pilgrim dürfte spätestens nach der großartigen Verfilmung jedem ein Begriff sein, die Comics sind quasi die Bibel eines jeden Nerds, oder sollte es zumindest sein. Die Synergie aus Manga und Comic ist dort so perfekt und mit einer Detailverliebtheit umgesetzt, jede Seite ist eine Freude.
Craig Thompson schafft es Geschichten mit soviel Gefühl zu erzählen wie kaum jemand anderes, sei es die erste Liebe oder die Geschichte zweier Menschen über ein ganzes Leben verteilt.
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©Brian Lee O'Malley/ ONI Press |
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©Arne Bellstorf/ Reprodukt |
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© Craig Thompson/ Carlsen |
So ein Comic möchte ich eigentlich auch schaffen. Vielleicht nicht direkt ein
Habibi oder
Blankets, aber eine kleine liebevolle Geschichte im sommernächtlichen New York, eine neonlichterleuchtete Liebesgeschichte.
Im nächsten Post: Musik! Und Skizzen!
Sam
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